Projektreise mit dem AK Pater Beda – Nova Vida in Crato, 31.3.2015

Wir gehen heute ins Bordell und danach feiern wir Abendmahl auf der Müllkippe

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Größer als an diesem Tag können die Unterschiede in den Lebensverhältnissen kaum sein.
Wir sind weitere 500 km in den Norden gefahren, haben den größten Fluss im Nordosten Brasiliens zwischen den Bundesstaaten Bahia und Pernambuco überquert, sind durch Exu, die Geburtsstadt des legendären Populärmusikers Luiz Conzaga (Asa Branca) gefahren und ckecken nach vier Übernachtungen in einfachsten Zimmern nun in einem Hotel mit traumhaftem Ausblick ein – diesmal mit Schrank.

Nova Vida heißt das Projekt, das wir heute kennen lernen.
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Seit seinen Anfängen wird es vom AK Pater Beda unterstützt, derzeit mit 2500 Euro monatlich. Es begann 1992 mit einem Haus in einem Viertel, das von Prostitution, Drogen und Kriminalität geprägt war.
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Schnell wurde es den wachsenden Ideen nicht mehr gerecht. Das damalige Bordell der Stadt wurde neue Heimat des Projektes. Noch heute sagen die Älteren:”Wir gehen jetzt ins Bordell.”
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Hermano Xenofonte, angesehener Rechtsanwalt aus Crato, war und ist federführend beim Aufbau und der Pflege des Projektes.
Die Mischung aus Kindergarten und Vorschule für Zwei– bis Fünfjährige leitet Socorro, die Ehefrau von Hermano. Ein gutes Beispiel für partnerschaftliche Unterstützung auf Augenhöhe, dem Grundsatz der Arbeit des Aktionskreises, ist die Finanzierung der Aufstockung des Gebäudes, um noch mehr Kindern eine Chance auf Bildung zu ermöglichen: Weil die Stadt Crato zusagte die Lohnkosten für 18 Beschäftigte der Vorschule zu tragen, genehmigte das deutsche Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung 2010 den Antrag das Gebäude aufzustocken. 40000 Euro wurden in den Ausbau investiert: 75% vom Ministerium, 25% vom Aktionskreis Pater Beda. Ein weiterer Schritt in die einzig mögliche Richtung: Bildung der Kinder.

Politik, Gesundheitswesen und Bildung sind, so Udo Lohoff, in Brasilien ein Geschäft, durch Korruption gesteuert.
Ein Stadtrat verdient 20000 Euro im Monat inkl. aller Vergünstigungen. Durch Korruption ins Amt gekommen wird er danach weiter fremdgesteuert. Vetternwirtschaft bei der Lehrerstellenvergabe ist durchaus keine Seltenheit. Nova Vida hat deshalb darauf bestanden, Lehrerinnen auszutauschen, die von der Stadt eingestellt worden waren, um nur wirklich ausgebildete Fachkräfte in ihren Reihen zu haben.

Heute werden von ihnen im Projekt Nova Vida 230 Kinder in der Vorschule und 70 weitere in anderen Kursen betreut und ausgebildet.
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Neben dem Kindergarten gehören zum Projekt Nova Vida:

+ eine Theater- und Tanzgruppe, bestehend aus ehemaligen Kindergartenkindern.
Diese Gruppe war zusammen mit Hermano, Socorro und der Tanzlehrerin Edilania auch schon zu Gast in der EBGS:
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+ ein Festverleih, der sich mit 3-10 Beschäftigten selbst trägt und vor bereits 10 Jahren nach demselben Modell finanziert wurde wie der Ausbau des Hauses
+ ein Gesundheitszentrum, in das wöchentlich ein Arzt und ein Zahnarzt kommen
+ eine Näherei, in der Frauen eine dreimonatige Ausbildung bekommen, in der Regel mit Anschlussbeschäftigung

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Dies ist Paloma aus dem Projekt Verde Vida…… und dies ist der Stadtteil, in dem sie lebt:
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Dieser Platz ist auch in einem Tanzvideo der Praktikantin Paulina Pyplatz zu sehen, die in Crato ein Praktikum bei Nova Vida absolviert hat. Nach der Musik von M. Jackson “Man in the mirror” hat sie mit den Jugendlichen an Orten, die ihre Lebenswelt zeigen, das gemacht, was sie gut können: Tanzen

http://m.youtube.com/watch?v=abOnVOm7a8U

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Weißt du, was brasilianische Flugzeuge sind ?
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Brasilianische Flugzeuge sind mit Stuhlgang gefüllte Plastiktütchen, die nach kreisendem Schwungholen aus der Wohnung nach draußen geschleudert werden. Auch typisch: Mitten im Dreck saubere Wäsche.

Wer denkt, verwahrloster könnten Lebensverhältnisse nicht sein, wird auf der Müllhalde am Rande der Stadt eines besseren belehrt. Dort feiert der Priester der Gemeinde mit den Menschen, die dort Müll trennen.
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Nach der Liturgie gibt es Brot und Getränke. Einmal in der Woche kommt der neue Priester der Gemeinde hierhin. Heute werden zum Abschluss anlässlich des Osterfestes auch vollgepackte Tüten mit Grundnahrungsmitteln verteilt.

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Der Mann erklärt uns, dass man für 1 kg Plastikmüll 4 Real bekommt, und er an guten Tagen 30 Real einnimmt.

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Autorin: Bettina Röttger

Weitere Fotos und Reiseeindrücke des AK Beda im Blog unter:
http://partnerbegegnungbrasilien.blogspot.de/